Donnerstag, 21. Februar 2008

Gott besser kennenlernen und ein Segen werden

Ein Segen sollst du sein – das sagt Gott zu Abraham, das sagt er auch jedem von uns. Ein Segen sollst du sein – für dein eigenes Leben und für das der anderen; für das Heute, aber auch für die Zukunft; hier und überall wo sich dein Leben abspielt.
Ein Segen sollst du sein, Erfüllung sollst du finden für das eigene Leben und im Miteinander. Gedeihen darfst du, dich entfalten. Aus dir soll neues Leben strömen. Dein Dasein hat einen tiefen Sinn und ist getragen. Du bist gesandt, hast eine Mission.
Das sind wunderbare Verheißungen, die über Abrahams und über unserem Leben stehen; Verheißungen, die Gott schenkt, die der Glaube lebendig werden lässt. Diese Verheißungen schenken Gelassenheit, inneren Frieden, Zuversicht. Sie schenken mir Gewissheit über mich selbst.
Doch um an diese innere Gewissheit meiner selbst heran zu kommen, gibt es für Abraham – und mit ihm für uns – eine Voraussetzung: Zieh weg! Verlass deine bisherigen Gewohnheiten und Vertraulichkeiten. Lass dir von mir, deinem Gott, deinen wahren Bestimmungsort zeigen. Vertraue mir, dass ich es gut, ja bestens mit dir meine. Stütz dich mehr auf mich als auf das, was bisher dein Leben war und in dem du dich so häuslich eingerichtet hast. Sei nicht blind zufrieden mit dem, was bisher aus dir geworden ist und du aus dich selbst gemacht hast. Du bist viel mehr.
Sagen Sie nicht, das sei allenfalls was für junge Menschen, die noch am Anfang ihres Weges stehen, aber nicht für Menschen in den vorgerückten Jahren. „Abraham war 75 Jahre alt, als er aus Haran fortzog (Vers 4b) So heißt es gleich in dem nächsten Vers, nach dem die Liturgie die Lesung von gerade enden lässt. Die Verheißung, sich seines Lebens gewiss zu werden und ein Segen zu sein, wie auch die Zumutung, diese Gewissheit durch Loslassen auf Gott hin zu gewinnen, ergeht an jeden Menschen in jedem Lebensalter, in jeder Lebensphase.
Diese tiefe göttliche Lebensweisheit findet bei Jesus seine Bestätigung, wenn er sagt, dass wer sein Leben gewinnen will, das heißt, wer sich daran festkrallt, was er gerade ist und hat, am Ende ein Verlierer wird und der, der es loszulassen versteht, sich innerlich frei machen kann für Neues, der ist, der es gewinnt.
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, sagt der Volksmund und wir sagen schnell, das sei vernünftig. Lieber die Taube auf dem Dach als den Spatz in der Hand, sagt der Glaube, und wir sind eingeladen, diese Art von Vernunft zu ergründen. Wie macht man das?
Die Antwort ist kurz und bündig: Gott noch besser kennenlernen. Es führt kein Weg an IHM vorbei. Immer tiefer den zu erahnen, auf den hin ich mich loslassen darf. Wenn ich weiß, wer es ist, der mich auffängt, der mir mein neues Land im Leben zeigt, nur dann wird mein Herz weit genug sein, mich wirklich einzulassen auf die Verheißungen und auf den Weg, der mich zu ihrer Erfüllung führt.
Und wie lernt man Gott besser kennen? Keinesfalls mal so eben nebenbei, zwischen Abwasch und Abendnachrichten. Ich muss mich ihm stellen, mir wirklich Zeit und Raum nehmen für IHN. Ich muss dem nachspüren, dass es wirklich stimmt, dass er mir nahe ist und mir wirklich lebenswichtiges zu sagen hat. Das ist nicht ein Programm für eine Woche Exerzitien und dann hab ich es für den Rest meines Lebens im Sack, sondern das ist Programm, Herausforderung für ein ganzes Leben. Und zugleich liegt genau darin die Gefahr begründet, dass wir es immer weiter hinausschieben und nie so richtig damit anfangen. Denn von soviel anderem lassen wir uns in Beschlag nehmen. Denn an die Bibel trauen wir uns nicht so recht dran und wissen gar nicht, wo man da anfangen soll. Denn mit Stille und Gebet haben wir so unsere Schwierigkeiten und es fehlen uns die Orte dazu, die dazu hilfreich und unterstützend wirken. Und so brauchen wir doch unsere Auszeiten, in denen wir uns bewusst dieser Dimension unseres Lebens öffnen.

Donnerstag, 7. Februar 2008

Der hl. Blasius und die Gesundheit

Zwei an Maria Lichtmess geweihte, in Kreuzform in Halshöhe gehaltene brennende Kerzen zusammen mit Segensworten wie: „Auf die Fürsprache des hl. Blasius bewahre dich der allmächtige Gott vor allen Krankheiten des Leibes und der Seele.“ oder ähnlichen Worten – nicht wenige würden das als typisch katholischen Auswuchs frommen Aberglaubens abtun. Diesen Blasiussegen gibt es in unserer liturgischen Tradition schon seit dem 16. Jahrhundert. Der 3. Februar ist sein Datum. Der hl. Blasius hatte als Bischof von Sebaste in Armenien – so die Legende - um 316 im Gefängnis einen Jungen vor dem Erstickungstod gerettet, der eine Fischgräte verschluckt hatte. Ein Helfer in der Not – wer braucht ihn nicht. Und in Fragen der Gesundheit erst recht, die einem so manches Mal einen Streich spielt, in Lebensgefahr bringt und man sich den Krankheiten so oft so aufgeliefert vorkommt.
Der Blasius-Segen ist keine magische Beschwörungsformel, die allein wundertätig alles Schadhafte von uns abhält. Aber er ist eine zeichenhaft sprechende Fürbitte an Gott, auch in diesem Jahr uns die Gesundheit zu erhalten. Wenn wir einander zu Geburtstagen oder Jubiläen etwas wünschen, dann steht sie doch immer an erster Stelle. Unser Leib ist etwas sehr fragiles und vergängliches. Die Worte Krankheit und Leiden benutzen wir synonym. Unbegrenztes Heil können wir nur von Gott erwarten. Keine Medizin, kein irdisches Heilmittel, kein chirurgischer Eingriff kann sie herstellen. Unsere Zeit, die so vieles daran setzt, ewige Jugend und immer längeres Leben zu produzieren, braucht dringend diese Erkenntnis neu, ebenso wie die Menschen, die sich von den Versprechungen der Forschung verführen lassen und ihre Endlichkeit verdrängen bis hin zur Absurdität. So ist der Blasius-Segen ein sehr ehrliches, fast prophetisches Ritual, das Mensch und Schöpfer wieder in die rechte Position rückt. Nehmen wir seine Botschaft an und stellen uns vertrauensvoll dem Heilswillen Gottes anheim. So gesehen ein schönes Zeichen so kurz vor Beginn der Fastenzeit, die mit dem Aschekreuz in eine vergleichbare Richtung zeigt.

In die Tiefe fasten

Die österliche Bußzeit ist die Vorbereitung auf die Feier von Tod und Auferstehung Jesu an den Kar- und Ostertagen. Das ist das Ziel, auf das hin uns die heiligen 40 Tage führen wollen: Eine Vertiefung des Glaubens, ein neues Sich fest machen in der Hoffnung und eine Neuausrichtung in der Liebe, um am Ende erneuert und erfrischt die Mitte unseres Glaubens zu feiern.
Fastenzeit ist Groß-Reinemachen im eigenen Leben. So manche Unaufmerksamkeit und Lieblosigkeit, so manche Halbheit und so manche Gewöhnlichkeit schleicht sich ein und stellt sich unserer eigentlichen Berufung als Christen in den Weg. Die Fastenzeit stellt unbequeme Fragen an jeden einzelnen wie auch an unsere Gemeinschaft: Woraus lebst du und woraus ziehst du deinen Selbstwert? Was beansprucht in deinem Leben Wichtigkeit und was ist es im letzten wirklich? Womit verbringst oder vertust du deine Zeit, deine Kräfte, deine Möglichkeiten? Welche Stimmungslage bestimmt dich und lässt dich bei deinen Mitmenschen sympathisch oder unausstehlich werden? Ist Christus und sein Beispiel für dich wirklich die Richtschnur und wo bringst du dich in das Leben seiner Kirche ein oder glänzt allein durch Abwesenheit?
Fangen Sie nicht vorschnell an, auf diese Fragen zu antworten. Nehmen Sie sich die Zeit der 40 Tage und gehen Sie bei sich in die Tiefe, Stück für Stück. Selbstbesinnung ist kein Leistungssport. Standortbestimmung hat mit innehalten und stehen bleiben zu tun, und nicht mit Davonrennen. Haben Sie Geduld mit sich und fangen Sie nicht damit an, ohne sich vorher zu vergewissern, dass Sie mit liebender Aufmerksamkeit auf sich selbst schauen. Hier ist nicht wichtig, wer als erster fertig ist und sich am meisten abgequält hat. Hier kommt es einzig darauf an, sich neu beschenken zu lassen mit der unermesslichen Fülle, die Gott schon längst in uns grundgelegt hat. Denn Sie sind immer noch viel mehr als das, was Sie bis heute aus sich gemacht haben.