Sonntag, 5. August 2007

Wohlige Wärme statt heißer Luft (Koh 1,2; 2, 21-23)

Kennen Sie das auch: Kleinigkeiten können eine Wichtigkeit bekommen, die ihnen gar nicht zusteht. Da fängt z.B. man an, sich wegen einer Lappalie in die Haare zu bekommen und daraus entwickelt sich ein handfester Streit, der dafür sorgt, dass man wochenlang nicht miteinander spricht. Wichtigkeiten richtig einzuordnen und zu gegebener Zeit „Fünfe gerade sein lassen“ zu können, sind eine echte Lebenskunst. Die eigene Meinung, der eigene Lösungsvorschlag sind und bleiben oft eine unter mehreren denkbaren und praktikablen. Andere können auch recht haben. Und alles haben muss man nicht, schon gar nicht immer Recht. So vielem jagt man nach mit einem Feuereifer, der die Sache gar nicht rechtfertigt. Welche selbsternannten „Prinzipien“, die eigentlich beliebig austauschbar sind, verteidigt man mit Zähnen und Klauen!
Auf dem Teppich bleiben, die Kirche im Dorf lassen, sich selbst und das eigene Vermögen richtig einschätzen, anderen auch zugestehen, dass sie gute Ideen haben, und den Eifer an der richtigen Stelle zum Einsatz bringen – was würde das eine Gelassenheit in unser Leben bringen! Und das an Stelle von so viel heißer Luft, die von uns an so vielen Stellen erzeugt wird und doch nicht mehr ist als eine kolossale Energieverschwendung, mit der man sich gegenseitig nur einheizt, ohne dass es wirklich warm wird.
Wir sollten spätestens alle zwei Tage bei Kohélet reinschauen und uns von ihm erinnern lassen: Was ist nicht alles Windhauch?! Auch bei mir selbst. Von Papst Johannes XXIII wird berichtet, dass er über und zu sich sagte: „Giovanni, nimm dich nicht zu wichtig!“ Er hat es nicht nur zu sich gesagt, er hat es auch so gemeint und danach gehandelt. Eine notwendige Demutsübung, die so manche Schräglage in den Wichtigkeiten zu Recht rückt und uns auf die Plätze verweist. Anstatt heiße Luft zu produzieren sollten wir lieber dort Dampf machen, wo wir wirklich gefragt und dran sind.