Donnerstag, 12. Juli 2007

Den Weg vom Ziel her sehen und gehen lernen (Lk 9, 51-62)

Da muss man schon zweimal hinschauen: es kommen Menschen zu Jesus voll gutem Willen, IHM nachzufolgen. Und ER bombardiert sie mit Ansprüchen, dass einem der Atem stockt. Sollte ER sich nicht besser über die Bereitschaft dieser Menschen freuen, die Latte etwas tiefer hängen und sie ermutigen? Auch wir sind erschrocken über SEINE Rigorosität und müssen eingestehen, wohl keiner SEINER Anforderungen zu entsprechen. Wir sind gut eingerichtet, lassen uns gerne von allem möglichen ablenken und haben des Öfteren unseren Zweifel. Heißt das, dass wir alle für das Reich Gottes nicht taugen? SEINE deutlichen Worte weichklopfen hilft genauso wenig wie sie einfach als unerfüllbar zurückweisen. Wir müssen uns ihnen stellen. Der Stachel sitzt.
Der erste Vers dieses Abschnitts ist gleichsam die Brille, durch die das „Ungeheuerliche“ gelesen werden muss: „Als die Zeit herankam, in der Jesus in den Himmel aufgenommen werden sollte, entschloss er sich, nach Jerusalem zu gehen.“ (V.51) Nach Jerusalem gehen – das bedeutet, sich dem Kreuz stellen, Leid und Tod auf sich nehmen. Es wird also ernst. Es ist Zeit der Entscheidung. Jesus ist entschlossen. Und diese Entschlossenheit der Nachfolge wünscht er sich auch von seinen Jüngern. Wir kennen die Dramen und menschlichen Tragödien, die sich unter den Jüngern am Kreuzweg abspielen aufgrund mangelnder Entschlossenheit.
Kreuz, Leiden und Tod werden in diesem Vers jedoch mit ganz anderen Worten zum Ausdruck gebracht. Es ist stattdessen die Rede von der „Zeit, in der Jesus in den Himmel aufgenommen werden sollte“. Lukas schlägt die Brücke viel weiter, über das Leiden hinaus zur Himmelfahrt Jesu, zum geöffneten Himmel, zum Leben in Fülle, zum endgültigen Ziel SEINES Heilweges. Der Weg, den Jesus weist, und der so unsagbar fordernd uns in den Ohren liegt, er lässt sich nur gehen immer fest mit dem Ziel des ganzen im Blick. Er wird nur gangbar mit der Gewissheit, dass Nachfolge Jesu nicht vergebens oder irrig ist, sondern in Heil mündet. Der den Weg geht, landet, trotz aller dunklen Etappen, direkt bei Gott. Das heißt „Glauben“. Zu ihm gehört auch eine Spur Unbeirrbarkeit. Nachfolge gelingt dem, der sich in dieser Gewissheit wirklich festmacht und sich ganz auf das Ziel hin ausrichtet.