Sonntag, 15. Juli 2007

Der etwas andere „Ratgeber Leben“ (Lk 10, 25-37)

Für alles und jedes gibt es mehr oder weniger gute Ratgeber, sei es für Fragen der Gesundheit und der Fitness, zur Renovierung und Dekoration von Räumen, zu Fragen der Mode oder was auch immer. Zeitungen, Fernsehsendungen, Bücher und Internetseiten sind voll davon. Sie finden anscheinend viel Beachtung, sonst würde es sie nicht in solcher Fülle geben. „Was muss ich tun, um…“: das ist ihre Kernfrage. Was muss ich tun, um schlank zu werden, um chic auszusehen, um die Soße zum Braten ohne Klümpchen zu binden oder eine Tapete so anzubringen, dass sie nicht nach zwei Wochen wieder von der Wand fällt? Und für alles und jedes gibt es – tatsächliche oder selbst ernannte - Fachleute, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Unsere Schriftstelle ist, wenn Sie so wollen, ein „Ratgeber-Evangelium“. Der Ratsuchende: ein Gesetzeslehrer. Der Fachmann: Jesus. Die Frage: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ (V. 25) Man könnte diese Frage auch so formulieren: Wie lebe ich so, dass ich den Sinn meines Lebens und meine Aufgabe nicht verfehle und ich das Ziel meines Lebens, das Gott selbst ist, auch erreiche? Wer stellt heutzutage noch diese Frage?!
Die Frage klingt kompliziert, lässt eine nicht minder komplizierte Antwort erwarten. Doch Jesus lenkt die Aufmerksamkeit des Ratsuchenden lediglich auf das altbekannte Doppelgebot der Liebe, Gott ganz zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Dann gibt er den lapidaren Hinweis, dieses doch einfach zu beachten: „Handle danach und du wirst leben.“ (V. 28)
So einfach ist das mit dem ewigen Leben? Oder so schnell speist Jesus den Gesetzeslehrer ab? Dem Gesetzeslehrer ist mit der Antwort Jesu augenscheinlich unwohl. Das Problem steckt, wie häufig, im Detail: „Und wer ist mein Nächster?“ (V. 29) Eine seltsame Nachfrage. Sie klingt nach: Wer hat denn Anspruch auf meine Liebe? Wem muss ich sie erweisen? Wem kann ich sie vorenthalten?
Jetzt wird Jesus ganz konkret mit dem berühmten Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Seine Essenz: JEDER ist mein Nächster; jeder, der mir gerade begegnet, unabhängig wer es ist, woher er stammt, was er hat, was er braucht. Barmherzigkeit fragt nach all dem nicht. Nächstenliebe kennt keine Auswahlkriterien. Eine eindeutige Antwort. Für uns Menschen jedoch eine, die es so richtig in sich hat. Denn die Frage: Wer verdient meine Liebe und wer nicht – wir schleppen sie mit uns rum und kommen kaum aus ihren Fängen.
Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? - Selbstlos jedem gegenüber barmherzig sein, weil Gott uns gegenüber bedingungslos barmherzig ist.