Samstag, 28. Juli 2007

Mit Gott aus der Schuldenfalle (Kol 2, 12-14)

Schulden sind ein breitflächiges Problem geworden. Schuldnerberater haben Hochkonjunktur. Überschuldete Haushalte, Firmenpleiten, Bauherreninsolvenzen und selbst Jugendliche, die mit ihrem Handy in die Schuldenfalle tappen – das Problem ist vielschichtig und drängend. Über seine Verhältnisse auf Pump zu leben ist eine große Versuchung. Und wer verschuldet ist, dass es kaum ein Perspektive gibt, die Schulden jemals abzahlen zu können, frei von ihnen zu sein, weiß, wie sehr Schulden einen Menschen lähmen können. Aussichtslosigkeit erstickt alle Initiative. Schulden zu haben wird als ein Makel empfunden, nicht nur von den Überschuldeten selber, sondern genauso von der Außenwelt, die oft nur ein achselzuckendes „Selber schuld“ für diese übrig hat. Im Gegenzug, wenn man es doch geschafft hat, daraus zu kommen, Schulden beglichen sind, Schuldscheine zerrissen werden, erahnt man auch das Glücksgefühl und die Befreiung, die darin stecken. Und man kann nachvollziehen, was es für einen Überschuldeten bedeuten kann, wenn ihm gar die Schulden erlassen werden, die er aus eigener Kraft niemals begleichen könnte. Auch für die Entwicklungsländer wird immer wieder ein Schuldenerlass gefordert, damit sie überhaupt eine Chance haben, eine gesunde Volkswirtschaft mit gesunden Finanzen aufzubauen.
Der Lesung aus dem Kolosserbrief geht es jedoch weniger um finanzielle Schulden, sondern um schuldig gewordene Menschen. Von ihrer Wirkung auf Menschen her ist echte Schuld vergleichbar mit wirtschaftlichen Schulden, vor allem, was das Empfinden von Makel anbetrifft, das abgestempelt werden und die Lähmung, die sie verursachen kann. Kann man Schulden vielleicht noch aus eigener Kraft abbezahlen, Schuld kann man nur erlassen bekommen, nur vergeben bekommen. Wir sagen oft: „Ich möchte mich entschuldigen!“, doch das ist unmöglich. Nur der, an dem man schuldig geworden ist, kann die Last von einem nehmen, niemals der schuldig gewordene sich selbst. Allenfalls kann dieser sagen: „Ich möchte dich um Entschuldigung bitten“.
Gott erlässt die Schuld. In der Taufe ist uns Christen unsere unvermeidliche Schuldverfangenheit von IHM vergeben worden. In Jesu Tod und Auferstehung hat ER alle Schuld von uns genommen. Wenn wir schuldig geworden sind, schenkt er uns einen neuen Anfang, wenn wir in aufrichtiger Reue wirklich umkehren. Gott hat uns geschenkt, was wir aus eigener Kraft nie erlangen können: die Vergebung der Sünden: „Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben.“ (V.14).
Schuld braucht nicht peinlich verschwiegen werden. Sie darf ehrlich angeschaut und vor Gott und einander bekannt werden. Sie ist von IHM der Vergebung anheim gegeben, damit neues Leben wachsen kann. Was für eine Befreiung, die Gott uns schenkt! Gott bewahrt uns vor Ausweglosigkeiten. Aus Gnade.