Montag, 16. Juli 2007

Weitergeben, was man empfangen hat (1 Kor 15, 1-11)

In unserer Zeit ist Selbermachen in, nicht nur beim Heimwerken. Es gilt auch für den Glauben. Religionswissenschafter und Zeitgeistforscher haben den „Patchworkglauben“ als Phänomen unserer Zeit herausgestellt. Aus den verschiedenen Konfessionen und Religionen, aus Philosophie und Psychologie, aus Modetrends und vielem mehr bastelt sich der Mensch von heute seinen Glauben bunt zusammen und formuliert seine eigenen Bekenntnisse. Diese können heute so und morgen anders lauten. Dass im Glauben einer Gemeinschaft etwas verbindlich ist, über die Zeiten gültig und unabhängig von zeitlichen Entwicklungen und persönlichen Vorlieben, ist vielen Menschen heute nicht mehr plausibel.
Für den hl. Paulus und nach ihm viele Generationen des Christentums ist ein solches Denken wiederum nicht nachvollziehbar. Das Glaubensbekenntnis ist unantastbar. Es steht in sich. Nicht das Bekenntnis muss sich dem Menschen anpassen, sondern der Mensch sich die Inhalte des Glaubens erobern. Der Glaubende hat die Aufgabe, sich mit dessen Inhalten auseinander zu setzen und hat nicht das Recht, Dinge, die sich ihm im Augenblick nicht erschließen, einfach wegzustreichen. In seinem 1. Brief an die Korinther erinnert Paulus an dieses „Fundamentale“ des Glaubensbekenntnisses, und schließt das Festhalten an seinem Wortlaut ausdrücklich mit ein.
Auch Paulus sieht sich nicht als Macher des Bekenntnisses, sondern als Empfangender, der die empfangene Gabe weiter reicht. Es ist ihm wichtig, dass dieses Weiterreichen unverfälscht von Statten geht. Für ihn ist es noch nicht der Wortlaut des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, wie wir es heute sprechen. Das wird erst wenige Jahrhunderte später so ausformuliert. Doch in inhaltlicher Übereinstimmung mit dem Späteren formuliert er als Kern des christlichen Glaubens die Auferstehung Jesu von den Toten. Wie zentral dieser Teil unseres Glaubens ist, aber zugleich auch, wie gefährdet er ist, zeigen immer wieder Umfragen unserer Zeit, nach denen nur noch eine Minderheit aller Christen wirklich an die Auferstehung der Toten glaubt. Und zugleich muss man nüchtern feststellen, dass die Bereitschaft der Gläubigen, sich über die Inhalte des eigenen Glaubens weiter zu bilden, ausgeprägter sein könnte.
Die Weisungen des hl. Paulus an die Korinther sind heute genauso aktuell wie damals. Es bedarf der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Glauben genauso wie das gewollte und bewusste Sich Anvertrauen an seine Verheißungen. Dann wird er wirklich der Grund, auf dem wir stehen.