Dienstag, 31. Juli 2007

Christen als geistliche Klimaschützer (Joh 10, 27-30)

Eines der Alltagsbilder, mit denen Jesus SEINEN Zeitgenossen und auch uns Gott und SEINE Stellung zu uns nahe bringen will, ist das vom Guten Hirten. Es hat in den Herzen der Glaubenden bis heute wohl mit den meisten Nachhall gefunden. Ursehnsüchte werden in ihm erfüllt von Sorge und Nähe, Treue und Sammlung. Wir Menschen brauchen das, leben davon, dass man uns so behandelt, wie ein solcher Guter Hirte seine Schafe. Und was kann uns besseres passieren als wenn Gott zu uns genauso ist, wenn Jesus genau das anschaulich und erfahrbar macht!
Wie wirkmächtig die Strahlkraft dieses Gleichnisses ist, zeigt sich, dass es sich als Leitbild auch auf die übertragen hat, die in den Weiheämtern in den besonderen Dienst der Kirche haben nehmen lassen und sich um die Gemeinden sorgen. Grundlage für diesen Dienst ist Berufung. Gott ruft in den Dienst der Nachfolge, und nicht: Der Mensch nimmt sich das Recht, in SEINEM Namen wirken zu dürfen. Überall, wo der Mensch sich „sein Recht nimmt“, läuft er Gefahr, selbstherrlich zu werden und eigenmächtig zu handeln, anstatt das Wohl aller zu suchen, in deren Dienst er gestellt ist.
Dieser Grundsatz gilt nicht nur für den besonderen Dienst, ganz gleich in welchem Amt oder Dienst der Kirche auch immer. Das gilt in gleicher Weise auch für das Christsein überhaupt. Auch hier ist die Grundlage ein Ruf Gottes. Gott ruft jeden bei seinem Namen. Und der Mensch antwortet auf Gottes Ruf. Denn zu Gott zu gehören, als Christ Christi Namen zu tragen, SEIN Kind zu sein, von IHM in den Dienst genommen zu werden, alles das ist Gnade, SEIN ungeschuldetes Geschenk an uns.
Und es ist zugleich Anspruch und Messlatte. Das Zweite der Zehn Gebote lautet: „Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen“ (Ex 20,7). Im Namen Gottes haben Menschen über alle Zeit hinweg bis heute viel Unrecht begangen, sei es in der großen Weltpolitik mit Kriegen und Terror, oder im Kleinen z.B. mit erdrückender, gläubig-verbrämter Strenge in der Erziehung. Beides ist Gift dafür, dass Menschen ihre Zugehörigkeit zu Gott und SEINEN Ruf als Geschenk zum Leben wahrnehmen können.
Das Bild vom Guten Hirten ist da ein wichtiges Korrektiv für uns und unser Tun. Wo wir wie ein Guter Hirte, so wie Jesus ihn zeichnet und vorlebt, um der anderen Willen einander schützen, nähren, sammeln und schätzen, da wird Gott auf faszinierende Weise erfahrbar. Und dort gedeiht auch das offene Ohr für Gottes Ruf – zum Glauben selbst, wie auch in die besonderen Dienste und Ämter der Kirche. Denn Gott hört nie auf, uns zu rufen. Unser Beitrag ist es, ein Klima untereinander zu schaffen, das Menschen ermutigt, auf den Ruf Gottes vertrauensvoll zu antworten.